Mit dem E-Bike auf Wanderwegen?

So kommen Mountainbiker und Wanderer gut aneinander vorbei

Allgemein heisst es, dass Wanderer und Mountainbiker sich nicht sonderlich mögen oder sich gar keinen Meter Weg gönnen. Selber kann ich da nicht unbedingt zustimmen. Es gibt auch sehr nette Begegnungen: Mir hat sogar mal ein Biker meinen Rucksack mit hoch zur Hütte genommen, als ich mich mit letzter Kraft nach oben schleppte. Die meisten Mountainbiker erlebe ich als rücksichtsvoll. Zumindest uns Wanderern gegenüber. Wie sie sich persönlich mitunter in Gefahr bringen, das muss mich ja nicht kümmern. Wenn ich da an den Herrn denke, der neulich den schmalen, mit Schneematch bedeckten, steilen Weg im Fricktal unter die Räder nahm … den Weg, an dem oben angeschrieben war “Für Fahrräder verboten”.

Es sind andere, die das Gefühl haben, auf dem Velo stärker als die Fussgänger zu sein. Nämlich die Sonntagsausflügler. Die fahren nicht selten zu viert nebeneinander, die ganze Familie beansprucht selbst breite Wege für sich. Und wehe, die doofen Wanderer springen nicht zur Seite. Okay, das erleben wir nicht sehr oft, aber es kommt immer mal vor.

Mit dem E-Bike in die Berge




Und nun kommen die E-Bikes. Zwei, oftmals nicht so erfahrene, Räder, gegen zwei Beine. Klar, wer da eigentlich Rücksicht nehmen müsste. Nicht jeder, der jetzt mit einem E-Bike auf Bergwegen entlangfährt, war schon immer ein Biker. Diese Sportler haben oft zu wenig Erfahrung, wenn es darum geht, mit Wanderern die Wege teilen zu müssen. Deshalb habe ich hier mal die wichtigsten Tipps und Infos für E-Biker, aber auch für Wanderer zusammengestellt:

Mit dem E-Bike auf Bergwegen – das müssen E-Mountainbiker wissen

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Ein E-Mountainbike erlaubt auch jenen einen Ausflug ins Hochgebirge zu machen, die sonst kaum mit dem Velo unterwegs sind und vielleicht noch nie auf einem Bike die Bergwelt erkundeten. Das ist eigentlich eine gute Sache, sofern der Biker sich gut vorbereitet und seine Kondition richtig einschätzt. Denn Fakt ist:

  • Bergauf geht es viel lockerer als mit einem herkömmlichen Bike. Nur, du musst auch wieder runter! Und dann wird es heikel. Das E-Bike ist schwerer als ein herkömmliches Rad und wer ungeübt ist, bei wem es an Beweglichkeit und Geschicklichkeit fehlt, der bekommt beim Abwärtsfahren Probleme.
  • Natur- und Kieswege können für unerfahrene Mountainbiker und erst recht für E-Mountainbiker zu einer Rutschpartie werden, die schnell mit einem Sturz endet.
  • Tauchen vielleicht hinter einer Wegbiegung plötzlich Wanderer auf, wird die rasante Abfahrt jäh unterbrochen. Du gefährdest damit nicht nur dich selbst, sondern auch die Fussgänger! Also fahre vorsichtig und passe dein Tempo an!
  • Auf Wegen, die Biker und Wanderer teilen gilt stets: Der Stärke ist verpflichtet, auf die Schwächeren, der Schnellere auf den Langsameren Rücksicht zu nehmen. Und damit ist nicht die körperliche Robustheit gemeint. So muss auch eine zierliche E-Mountainbikerin Rücksicht nehmen, wenn eine Gruppe gestandener Wandersmänner auf dem gleichen Weg unterwegs ist.
  • Auch gut zu wissen: Auf vielen Wanderwegen ist es verboten, mit dem Mountainbike zu fahren und das trifft selbstverständlich auch auf E-Mountainbikes zu. Deshalb solltest du nicht einfach ohne Plan in die Berge fahren.
  • Die meisten Velos scheinen heute keine Klingel mehr zu haben. Das gibt dem Biker aber nicht das Recht, einfach fluchend an einer Wandergruppe oder einzelnen Wandersleuten vorbeizurasen. Mache dich durch Zuruf bemerkbar! Bremse ab und fahre mit maximal der doppelten Geschwindigkeit der Fussgänger an diesen vorbei!
  • Übrigens: Wenn Wanderer Platz machen, ist ein «Dankeschön» anständig, auch ein Gruss wird gerne gehört. Den schlechten Ruf, den viele Mountainbiker bei den Wanderern haben, verdankt ihr euren Kollegen mit schlechten Umgangsformen!

Auch die Wanderer dürfen nicht alles!

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Manchmal ist ein Wanderweg auch ein Biketrail. Dann gilt, was du bereits vorher gelesen hast.

  • Aber es gibt in der Schweiz auch viele Biketrails, die wirklich nur den Mountainbikern vorbehalten sind. Sprich: Auf einem Biketrail hat ein Wanderer nichts zu suchen!
  • Auch wenn es heisst, dass die Schwächeren und Langsameren Vortritt haben, bedeutet das nicht, dass Wandergruppen sich diesen stur erzwingen sollten. Ist der Weg breit genug, laufen Wandergruppen hintereinander und lassen den Velofahrer vorbei. Wo regelmässig Mountainbikes überholen oder entgegenkommen, sollte die Hälfte des Weges für diese freigehalten werden.
  • Auf sehr schmalen Wegen treten die Wanderer an den Rand und machen dem E-Mountainbiker oder Mountainbiker Platz.
  • Falls er sich nicht bedankt und nicht grüsst, schicke ihm keine Schimpfwörter hinterher. Vielleicht weiss er es einfach nicht besser und wird sich ändern, wenn er diesen Beitrag gelesen hat 😉.

Konflikte zwischen Wanderern und Moutainbikern treten oft aus Unwissenheit auf. Unachtsamkeit und Gedankenlosigkeit führen zu unschönen Diskussionen oder im schlimmsten Fall zu einem Unfall. Mit Rücksichtnahme und Höflichkeit kommen alle gut aneinander vorbei. Schliesslich möchten wir doch alle das gleiche: Unseren Sport, das Leben und die Natur geniessen!




 

 

3 Kommentare

  1. Hallo Zusammen
    Ich habe beides, Wanderstiefel und Mountainbike. Und von da kenn ich beide Seiten. Ich finde das ist wirklich gut zusammengefasst und sympathisch aufgeschrieben. Hoffentlich lesen es auch beide Seiten, dann gäbe es weniger Gehässel auf dem Trail. Es hat da bestimmt jeder schon so eigene Geschichten erlebt die man erzählen könnte. Gute und Hässliche.
    Wünsche allen Wandervögeln eine tolle Saison 2019!
    Conny Wünsch

  2. Biker haben auf Wanderwegen absolut nichts verloren. Es gibt wahrlich genug Alternativen! Es stresst einfach, wenn man mit seinen Kindern ständig Rückschau halten muss.

  3. Diese Pseudorücksichtnahme ist in der Realität ein Witz:es ist immer der Wanderer, der ausweichen muss, egal wie steil, abschüssig, gefährlich oder unübersichtlich es ist. Die Tourismusorte verkaufen Tageskarten für Biker, damit diese den ganzen Tag hochgekarrt werden und alle Wege dann runterdonnern können.
    Die Bergwege sind so kaum mehr begehbar, denn die unbefestigten Naturwegen gehen in kürzester Zeit durch das Bremsen und Rutschen der Bikes kaputt, sie lösen Steine und Kies (Fussgänger treten Wege fest, Biker machen sie lose und für Fussgänger kaputt). Die Wege sind rutschige Pisten oder Fahrrinnen und kaum mehr begehbar.
    Und vom Gesetz her ist es klar, dass Bergwege nicht mit Fahrzeugen befahren werden dürfen und allg. Fahrverbot haben, darunter fallen auch Bikes und erst recht E-Bikes, das sind schlicht Motorfahrzeuge (sie haben einen Motor!). Der unkanalisierte, stark expandierende Bike-Boom auf jedem Weg ist illegal und schlicht für jeden Fussgänger auch eine Zumutung.

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