20 Jahre Wanderforum: Feedbacks, Rückblicke – etwas komplett Neues kommt ab Oktober!

Wandergruppe

Wenn ein Pferd tot ist, sollte man absteigen … so oder so ähnlich lautet ein Indianer Sprichwort. Ich bin sicher, jeder Reiter wird sich dann schnellstens ein neues, lebendiges Ross besorgen. Übertragen auf das Schweizer Wanderforum heisst das: Kaum jemand ist noch an unseren gemeinsamen, «normalen» Wanderungen interessiert. Man hetzt einfach dem Ziel entgegen, will zeigen, wie fit man ist und tolle Fotos mit nach Hause nehmen. Deshalb sollte es an attraktive, bekannte Hotspots gehen. Und weil das nicht der Sinn des Wanderforums ist, bleiben die Teilnehmer weg …

Etwas Zeitgemässes muss her!

Ich möchte zurück zu den Wurzeln … und noch ein bisschen Naturnähe mehr. Denn anfangs war das Wanderforum ein Treffpunkt für Menschen, die Genusswanderungen schätzen. Unser Motto lautete: «Die Wanderung mit allen Sinnen geniessen und sich von der Schönheit der Natur berühren lassen». Wie geht’s also weiter? Wer mich kennt, weiss, dass ich immer einen Plan B habe und mit meiner intensiven Naturverbundenheit nun wieder die Menschen ansprechen werde, die entschleunigen möchten und Genusswanderungen nicht mit Sport verwechseln. Mein neues Projekt stelle ich im nächsten Beitrag noch in dieser Woche vor!




Kurioses, Lustiges, Unvergessliches …

Während der Pandemie hatte ich zahlreiche Männer und Frauen, die früher an meinen Wanderungen dabei waren, angeschrieben und bat um ein kleines Feedback. Ich wollte wissen: Vorname, Alter, an welcher Wanderung dabei gewesen, Positives, Negatives. Natürlich haben längst nicht alle geantwortet, aber immerhin bekam ich mehr Feedbacks als erwartet. Wahrscheinlich, weil während des Lockdowns die meisten Menschen mehr Zeit hatten als normalerweise. Auffallend war, dass sich die Kritik wie ein roter Faden durch die Antwortmails zog: Zu schnell unterwegs, zu wenig Zeit für Pausen und zum Schauen und Natur geniessen, die Gruppe riss auseinander, weil einige dem Ziel entgegenhetzten … Ich schaffte es nicht, alle zusammenzuhalten.

Aber lest weiter unten selbst (Ich habe nichts an den Aussagen geändert, ausser, dass ich Fehler korrigierte und Englische Feedbacks sowie Schweizerdeutsch auf Hochdeutsch «übersetzte», da meine Abonnenten doch sehr international sind.)  Zuerst aber mal meine Highlights, Kritikpunkte und meine Gedanken zum Wanderforum damals und heute …

Positives und Negatives, wie ich das sehe

Es dürften ca. 1000 (!) Wanderungen, Ausflüge und Events gewesen sein, die ich (kostenlos) anbot und in meiner Freizeit organisierte. In den ersten Jahren unternehmen wir oft am Freitag, Samstag und Sonntag etwas. Aber damals wurde ich auch noch von anderen Teilnehmern unterstützt. Sei es bei der Organisation oder den Kosten, die so ein Projekt nun mal mit sich bringt. Das ist mit der Zeit eingeschlafen und aus unseren gemütlichen Genusswanderungen wurden “normale” Wanderungen. Das einzige Alleinstellungsmerkmal war, dass jedermann gratis mitkommen konnte … Arbeit und Kosten blieben allein an mir hängen. Schnell von A nach B und Fotos machen, fertig. Das Naturerlebnis blieb auf der Strecke. Ich gebe den Teilnehmern recht, die reklamieren, dass die Gruppe häufig zu schnell unterwegs war.




ABER ich habe unzählige nette Menschen getroffen, mit einigen besteht seit bald 20 Jahren noch immer freundschaftlicher Kontakt. Alle Kantone zu Fuss besucht zu haben, ist eine echte Bereicherung. Heute kenne ich viele Ecken der Schweiz besser als die Eidgenossen 😉. Und ich habe so ganz nebenbei Englisch gelernt, waren doch Wanderfreunde aus rund 140 Nationen mit uns unterwegs. Wir hatten immer Spass.

Zu den speziellen Highlights gehören sicher die indische Wanderkollegen, die erstmals Schnee sahen und beim Schlitten, der sie von Weissenberge im Glarnerland runter ins Tal bringen sollte, den Schalter nicht fanden. Das Ding wollte einfach nicht fahren 😊 … Die Dame im hübschen Sommerkleid von Dea Kudibal, mit dem sie durch die Wälder rund um Bellinzona wanderte oder die Amerikanerin, die an einem Hochsommertag mit einem Apfel in der Hand, ohne Wasser und ohne Rucksack erschien. Dann war da noch der Barfusswanderer, der tatsächlich ohne Schuhe mit zur Windgällenhütte wanderte. Ach … Ich sollte ein Buch schreiben! 😊

Und hier nun das, was frühere Teilnehmer sagen

Thomas, 60 Jahre, Wanderung am Rhein bei Sargans
Die Gruppe war angenehm klein und wir konnten uns gut austauschen. Sabine war wirklich kompetent und wusste erstaunlich viel über die Region, obwohl sie selbst sagte, dass sie erst zweimal da gewesen ist. Meine Kritik: Manchmal fühlte sich die Wanderung etwas gehetzt an. Ich hätte mehr Pausen zum Fotografieren und Seele baumeln lassen geschätzt.




Theres, 70 Jahre, ich bin mit von Rapperswil nach Schmerikon gewandert und das war wunderschön. Nette Menschen und ich habe eine neue Wanderfreundin gefunden.
Kritik: Ich bin trotz meines Alters fit, trotzdem hat es mich gestört, dass die Gruppe nicht etwas langsamer gegangen ist. Es hiess doch Genusswanderung! Sabine hat es versucht, die anderen zu bremsen, aber es blieb beim Versuch.

Marianna: Die geführte Genusswanderung am Zürichsee war ein wunderbares Erlebnis. Die Route war gut geplant und die Sicht auf den See hatte ich so gar nicht erwartet. Die Wanderführerin sprach Englisch und Hochdeutsch, was gut für mich gewesen ist und sie war sehr freundlich, lustig, hilfsbereit und kannte die Region gut. Leider gab es Momente, da war ich kurz vor dem Verzweifeln, weil die Gruppe immer auseinandergerissen ist. Das Tempo war halt schon zu hoch für mich. Es wäre gut gewesen, wenn die Wanderführerin da besser drauf geachtet hätte.

Beat, 64, Weg der Schweiz
Positiv: Beeindruckende Landschaft, kostenloses Angebot, um auf einer geführten Wanderung eine Region meines Heimatlandes zu entdecken, die ich bisher nicht kannte. Sabine kannte sich – als Ausländerin – überraschend gut aus und konnte alle Fragen um die Region beantworten.
Negativ: Es gab keine Verpflegung, einziges Restaurant war geschlossen. Ich hatte mein Sandwich vergessen und so nur eine Banane zum Zmittag. Das hätte man vorher besser abklären können.

Lars und Susanne, Mitte 40: Uns war ein unvergesslicher Weihnachtstag auf der Rigi versprochen worden und den erlebten wir tatsächlich.
Pro: Nette Gruppe, liebe und kompetente Leiterin (Sabine). Magische Winterlandschaft, köstliches Fondue, gesellige Truppe.
Contra: Wir haben den Treffpunkt nicht gleich gefunden, weil der nicht direkt beim Bahnhof war. Die Wege waren teilweise sehr glatt und für das wanderten einige einfach zu schnell.

Petra, Urlauberin aus Norddeutschland, ich fand die kostenlose Wanderung über dem Vierwaldstättersee zufällig und meldete mich an. Sabine war sehr engagiert und erzählte viel über die Region und deren Geschichte. Wir stoppten bei einem Bauer und konnte dort spontan in den Stall schauen, Käse probieren und auch kaufen. Auch gab es eine Fahrt mit dem Dampfschiff. Das war toll. Aber es stand nirgends, wie anspruchsvoll diese Wanderung ist und dass man eine gute körperliche Kondition braucht. Ein langsameres Wandertempo wäre begrüssenswert gewesen.

Lorena, damals 49 Jahre, ich war mit euch im Tessin auf einer speziellen Wanderung oberhalb von Bellinzona. Hätte ich gewusst, dass es eine Wanderung und nicht eine Besichtigungstour der Burgen sein wird, wäre ich nicht dabei gewesen. Es war zwar schön, aber ich kam mir etwas komisch vor im Kleid und mit Sandalen. Zudem sah man stellenweise vor lauter Laub den Weg nicht, das war ohne Wanderschuhe gefährlich. Als ich reklamierte hiess es nur, die genaue Wanderstrecke hätte in der Ausschreibung gestanden. Aber nicht jeder hat Zeit, alles so genau zu lesen. Naja, ich habe das Beste draus gemacht.




Ruedi, 71, gerne erfülle ich deinen Wunsch und gebe ein Feedback. Aber ich war mehrmals mit euch unterwegs, also beziehe ich mich nicht auf eine bestimmte Wanderung. Ihr seid eine lustige Truppe. Die Wanderungen werden immer kostenlos angeboten, also darf man von der Organisation, Streckenkenntnis und Infos über Beizen etc. unterwegs nicht viel erwarten. Sabine ist eine interessante Gesprächspartnerin und hat immer gute Laune und ihre Begeisterung für die Naturschönheiten und Landschaften ist ansteckend. Es hat aber immer Teilnehmer dabei, die meinen, den Sportler raushängen zu müssen und vornweg hetzen. Das ist der einzige Kritikpunkt und dafür kann die Wanderleitung ja nichts.

Roswitha, puh, das ist lange her, dass ich mit euch wanderte. Zuletzt waren wir an einem See (Walensee?) und ich hatte mich geärgert, dass es keine Pause zum Schwimmen gab. Deswegen blieb ich damals alleine zurück und das war meine letzte Wanderung mit euch. Aber danke, dass du dich nach so langer Zeit mal wieder meldest. Das hat mich überrascht. Ich fand dich immer sehr nett und witzig, aber als Sportlerin sagt mir dein Wanderangebot nicht so zu, sorry.

und abschliessend ein Feedback, das es auf den Punkt bringt:

Helmut und Rita: Es gibt gar nichts zu meckern, unsere Wanderung mit euch nach Luzern war einfach top! Sowas ohne Kosten – wo gibt’s das denn sonst noch? Einziger Wermutstropfen: Sabine wollte uns eine Pflanze zeigen und etwas darüber erzählen, aber wir konnten kaum stehenbleiben, da der Rest der Gruppe recht zackig einfach weiterlief.

Es gab noch mehr Feedbacks, aber die sind zu ausführlich und würden deshalb den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Die Aussagen sind jedoch ähnlich: Leute, hetzt nicht so durchs Leben, nehmt euch Zeit, tankt in der Natur eure Batterien auf und entschleunigt. Stress gibt’s doch im Berufsleben schon genug!

Es entsteht etwas Neues, lasst euch überraschen!




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