23. Juli 2024

Rundwanderung zur Windgällenhütte im Maderanertal

Golzern – Windgällenhütte – Berggasthaus Edelweiss – Eine Rundwanderung im Maderanertal

Das Berggasthaus Edelweiss auf Golzern (oberhalb von Bristen) ist der ideale Ausgangsort für viele schöne Wanderungen im Maderanertal. Zum Beispiel auf die Windgällenhütte.



Fantastische Rundwanderung in den Urner Bergen

Vorgestern war ich endlich mal wieder hier! Es war ein spontaner Entschluss. Das Bergfieber musste einfach geheilt werden, die Sehnsucht nach Bergblumen, Bergwanderwegen, Stille in der Natur und frischer Bergluft war inzwischen so stark, dass ich mich frühmorgens auf den Weg in die Zentralschweiz machte. Mein Ziel: die Windgällenhütte im Maderanertal.

Ein Startkaffee im Berggasthaus Edelweiss ist “Pflicht”

Die Gondel brachte mich zur Bergstation Golzern und von dort lief ich ganz automatisch zuerst einmal zum Gasthaus Edelweiss. Das freundliche, urchige Berggasthaus in einem der schönsten Täler der Schweizer Alpen stelle ich euch in einem extra Beitrag noch ausführlich vor. Ihr müsst wirklich mal dort gewesen sein!

Etwa viertel nach 9 am Morgen suchte ich mir ein sonniges Plätzchen auf der gemütlichen Terrasse, bestellte einen Kaffee, plauderte mit ein paar netten Gästen und – zack – war es 11 Uhr. Da mein Ziel 600 Meter höher lag und nur über steile Wege erreichbar war, musste ich nun aber los.




Auf geht’s, auf einem abwechslungsreichen Bergweg hinauf zur Windgällenhütte

Bald schon brannte die Sonne richtig heiss. Bei kühlerem Wetter, oder, wenn ich frühmorgens gleich losgelaufen wäre, wäre der Aufstieg sicher angenehmer gewesen. Eigentlich war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich wirklich bis zur Hütte gehen sollte. Das fehlende Training nach fast einem Jahr Verletzungspause (nein, das war nicht beim Wandern passiert), machte sich bemerkbar. Zwar spürte ich mein Knie so gut wie gar nicht, dafür aber die mangelnde Kondition.

Damit ihr eine Vorstellung von dem Weg bekommt, langweilig ist der keinesfalls und anspruchslos ebenfalls nicht:

An einer idyllischen Quelle in einem Waldstück konnte ich mich abkühlen und fand wenig später einen grossen abgeflachten Felsen inmitten von Bergblumen, ideal für eine Rast. Hier musste ich mich entscheiden: retour, oder weiter hinauf? Bis zum Steinmändli wollte ich unbedingt noch. Ein mir entgegenkommender Wandersmann meinte, in einer Viertelstunde sei ich dort. Nach 20 Minuten konnte ich es wenigstens schon mal sehen. War ich wirklich so langsam, oder der einfach zu schnell? Letzteres war wohl eher der Fall. 😉

Ist das Steinmändli erreicht, ist schon die Windgällenhütte zu sehen





Da von hier aus die Windgällenhütte bereits in der Ferne zu sehen ist, kam ein Umkehren nun nicht mehr in Frage. Also marschierte ich weiter und die Landschaft wurde immer überwältigender. Wie hatte ich die Berge vermisst! Ein paar steile, aber kurze Anstiege musste ich noch hinter mich bringen, bevor ich schliesslich vor der Hütte stand. Geschafft! Der Aufstieg und ich eigentlich auch …

Rundumblick von der Terrasse der Windgällenhütte – schöner geht fast nicht

Mit einem kühlen Getränk auf der Terrasse sitzend konnte ich mich an dem grandiosen Panorama gar nicht sattsehen. Am liebsten hätte ich in der Hütte übernachtet, aber ich musste ja abends wieder nach Hause fahren und war auch gar nicht ausgerüstet für eine Nacht im Massenlager.

Windgälle (grosses Bild) und rund um die Windgällenhütte

Wie nun weiter … dass ich den steilen Abstieg über den steinigen, felsigen Weg nicht schaffen würde, war mir im Grunde genommen klar. Somit stand der Entschluss fest: Diese Wanderung wird eine Rundwanderung sein, ich würde Richtung Oberchäseren wandern und nur zum Schluss einen wirklich steilen aber stufen- und steinfreien Abstieg bewältigen müssen.

Natur pur – nichts als Bergblumen, Bergpanorama und … ich




Von dem Moment an, als ich mich von der Windgällenhütte verabschiedete, bis ich wieder auf dem Weg unten in Golzern stand, traf ich keine Menschenseele. Die einzigen zwei Lebewesen, denen ich begegnete waren ein Frosch und pelziges, grösseres braunes Tier, welches flüchtete, als ich schräg gegenüber am Hang auftauchte und in die entgegengesetzte Richtung verschwand. Das ging alles schnell und überraschend und sehr scharf sehe ich in die Ferne sowieso nicht. Jedenfalls war es keines der Tiere, denen ich schon öfters beim Wandern begegnet bin. Dass es der im Kanton Uri herumwandernde Bär war, will ich nicht behaupten, aber auch nicht ausschliessen. Nach dieser Begegnung kurz vor Oberchäseren war ich wieder alleine und konzentrierte mich auf das schmale Weglein, blieb aber immer wieder stehen, um die Blumen ringsum und die wundervollen Aussichten zu geniessen. Viel zu lange hatte ich darauf verzichten müssen!

Wanderweg von der Windgälle in Richtung Oberchäseren

Es war ein unbeschreibliches Glücksgefühl, hier unterwegs zu sein und ich war einfach nur dankbar, dass ich wieder in den Bergen wandern und so einen Tag erleben durfte: Kleine Schneefelder bildeten einen schönen Kontrast zur felsigen Landschaft, später durchquerte ich plätschernde Bergbächlein, lief vorbei an  leuchtend blauem Enzian auf saftig grünen Wiesen, blassgelbe Anemone wiegten sich im Wind … weit unter mir glitzerte der Golzernsee in der Sonne. So sehr ich meine Wandergruppen auch mag, an diesem Tag habe ich wirklich niemanden vermisst!

Bergsommer im Maderanertal

Der steile Abstieg – Knietest bestanden!

Der nun folgende Abstieg sollte die Generalprobe für mein Knie werden. Es hat perfekt mitgespielt. Aber die lange Pause machte sich immer mehr bemerkbar, die Kraft fehlte und dieser letzte Abschnitt war sehr anstrengend. Endlich kam Golzern und mit ihm in der Ferne das Gasthaus Edelweiss in Sicht. Ich fand eine Bank und liess mich darauf fallen. Am liebsten wäre ich keinen Schritt mehr gelaufen. Und da fasste ich den Entschluss, die lange Heimreise auf den nächsten Morgen zu verschieben. Die Vorstellung, mir an einem solchen Traumtag volle Züge und den Zürcher Hauptbahnhof zuzumuten, schob ich ganz schnell beiseite.



Auf en Fotos ist gar nicht zu sehen, wie steil der Abstieg ist, aber immerhin geht es rund 600 Meter hinunter …

Nicht geplant, aber sehr genossen – Übernachtung auf Golzern im Berggasthaus Edelweiss

Nur noch ganz wenige Höhenmeter, dann war das Weglein erreicht und ich hatte wieder «festen Boden» unter den Füssen. Nach 10 Minuten erreichte ich das Berggasthaus Edelweiss, wo ein Zimmer für mich frei war, eine kühle Dusche und später dann ein leckeres Nachtessen in der Abendsonne auf der Terrasse warteten.

In meinem kuscheligen Bett in einem der urgemütlichen, rustikalen Zimmer schlief ich im Schein des Vollmondes schon bald tief und fest ein und wurde erst am Morgen vom schönsten Wecker überhaupt geweckt: von Kuhglockengeläut. Ich probierte ganz vorsichtig, ob ich mich einigermassen schmerzfrei bewegen kann und stellte zu meiner Überraschung fest, dass ich kaum Muskelkater hatte. Also fix meine sieben Sachen zusammengepackt und ab auf die Terrasse, wo mich nun die Morgensonne restlos wach kitzelte. Dann jedoch musste ich mich sputen, um halb 9 die Gondel hinab nach Bristen und von dort den Bus Richtung Erstfeld zu erwischen.

Das Maderanertal bietet für jeden etwas und wird trotzdem keineswegs von Touristen geflutet

Im Maderanertal findet ihr Wanderungen und Klettertouren aber auch Spazierwege für jeden Anspruch. Und im Badesee könnt ihr bei über 20 Grad Wassertemperatur schwimmen. Am Ufer planschen schon die Kleinsten mit Begeisterung. Aber darüber erzähle ich euch in einem nächsten Beitrag!




Jetzt, am übernächsten Tag, meldet sich doch etwas mehr Muskelkater, aber alles halb so schlimm. Morgen geht es weiter, mit einer Wandergruppe auf den Bachtel im Zürcher Oberland. Wer Wanderkollegen sucht und sich einer aufgestellten, unkomplizierten Wandergruppe anschliessen möchte, ist natürlich immer willkommen!

 

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